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1. Geschichte des Mittelalters - S. 71

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 14. Der Sturz der Merowinger. 71 die Langobarden boten ihm ihr- Bnndesgenoffenschast an, der Papst suchte Hilft gegen dieselben bei ihm, die spanischen Christen setzten ihre Hoffnung auf Karl. Seine Macht im Franknmch war so groß, baff er den fränkischen Thron drei Jahre unbesetzt lassen und selb- ständig regieren konnte. Pippin der Kleine 752-768. Als Karl 741 starb, erbten seine Söhne Karlmann und Pippin die Würde eme§_ Hausierers. Diese erhoben nochmals einen Merowinger, Chr Id er ich Iii., zum Scheinkönig, als ihr Stiefbruder Grifo ebenfalls Ansprüche auf emen Teil des Reiches machte. Da Karlmann, des unruhigen Lebens mude, sich in ein Kloster zurückzog und Grifo unterworfen wurde, so blieb Pippin der Kleine (747) allein im Besitze des Majorats. Er war ein kluger, gerechter und entschlossener Herr und zeichnete sich bet emer kleinen Figur durch eine seltene Körperstärke aus. Einst schlug er bei emer Tierhetze einem Löwen, welcher einem Büffel auf dem Nacken saß, mit einem Streiche den Kops ab, fodaß das Schwert noch tief in den Nacken des Büffels fuhr. _ ...... « Pippins Streben war darauf gerichtet, die königliche Krone zu erlangen, und er fand die Unterstützung des Adels und der Geistlichkeit für feinen Plan. Als er nun den Papst Zacharias, der seine Hilfe gegen die Langobarden bedurfte, fragen ließ, wer des königlichen Namens und Thrones würdiger fei, derjenige, welcher sorglos daheim sitze, oder der, auf welchem die Sorgen und Lasten des Reiches ruhten, erteilte jener die Antwort, es fei besser, daß derjenige König heiße, welcher die Last der Regierung trage. Pippin ließ diesen Ausfpruch auf der Reichsversammlung zu So issons 752 bekannt machen, hierauf den letzten Merowingerkönig Childerich Hi. absetzen und in ein Kloster bringen. Er selbst wurde auf den Schild erhoben, nach alter Sitte dreimal in der Versammlung herumgetragen und vom Volke unter lautem Beifalle zum König der Franken ausgerufen; dann wurde er von Bonifacius gesalbt. Pippin ist der erste Frankenkönig jenes erlauchten Hauses, welches nach feinem größten Helden das karolingische genannt wird. Da die Langobarden Rom von neuem beunruhigten, so reifte Zacharias' Nachfolger, Papst Stephan Ii., selbst zu Pippin nach St. Denis, salbte denselben nebst feinen Söhnen und erhielt Hilfe. Zweimal zog Pippin über die Alpen und zwang den Langobardenkönig Aistulf 755, das Exarchat vonravenna abzutreten. Pippin schenkte diese Landschaft (zwischen Po, Ancona und dem Apennin) dem Papst und legte damit den Grund zu dem ehemaligen

2. Geschichte des Mittelalters - S. 74

1888 - Wiesbaden : Kunze
74 Erste Periode des Mittelalters. Auf dem ersten Zuge schritt Karl 772 bei Mainz über den Rhein, drang in die Wesergegenden vor und eroberte die sächsische Feste Eresburg (bei Stadtbergen) an der Diemel. Er zerstörte darnach die den Sachsen heilige Jrminsäule, einen Baum, in welchem der heidnische Volksglaube den Träger des Weltalls verehrte, und glaubte damit den Sturz des sächsischen Heidentums entschieden zu haben. Nachdem er die Sachsen zum Frieden gezwungen und sich zur Sicherung des Gehorsams 12 Geiseln hatte stellen lassen, kehrte er zum Rhein zurück, um einen Zug nach Italien zu unternehmen. Die Langobarden hatten unter ihrem König Desiderius dem Papste Hadrian I. mehrere Städte entrissen, weil derselbe sich Karlmanns Söhnen anzunehmen weigerte. Karlmann und Karl waren nämlich beide mit Töchtern des Desiderius vermählt gewesen. Karl hatte sich aber schon nach einem Jahre von seiner Gemahlin geschieden (§. 16, 5). Daher nahm jetzt Desiderius Partei gegen Karl und für Karlmanns Kinder. Er forderte den Papst auf, Karlmanns Söhne zu Königen zu salben, um dadurch sowohl Zwietracht im Frankenreich wie zwischen Karl und dem Papst zu stiften. Hadrian aber weigerte sich; deshalb fiel Desiderius in das päpstliche Gebiet ein und bedrohte Rom. Aber der Papst fand Hilfe bei Karl. Im Jahre 773 überstieg Karl die Alpen, drang in das lombardische Gebiet vor, belagerte den König in seiner Hauptstadt Pavia und zwang ihn nach sieben Monaten zur Übergabe. Der gefangene Desiderius wurde in ein Kloster gebracht, das Langobardenreich 774 mit dem Frankenreiche vereinigt, und Karl schmückte sich mit der eisernen Krone*) der Langobarden. Des Desiderius Sohn Adelgis, dem die Sage eine außergewöhnliche Körperkraft beilegt, konnte sich durch die Flucht retten; die Aufstandsversuche, die er zur Erlangung der Langobardenherrschaft später machte, scheiterten aber an Karls Macht und Wachsamkeit. Von Pavia begab sich Karl nach Rom, wo ihn der Papst und die gesamte Geistlichkeit feierlich als Retter der Stadt begrüßten. Karl bestätigte die Schenkung Pippins und nannte sich jetzt König der Franken und Langobarden. Inzwischen hatten sich die Sachsen unter ihrem Führer Widu-kind wieder erhoben und die fränkische Besatzung vertrieben. Karl machte darum 775 einen zweiten und 776 einen dritten Zug *) Die eiserne Krone ist ein einfacher, mit Edelsteinen reich besetzter, goldener Reif, in dem sich ein eiserner Ring befindet, der aus einem Nagel vom Kreuze Christi geschmiedet sein soll.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 76

1888 - Wiesbaden : Kunze
76 Erste Periode des Mittelalters. allein sie unterlagen endlich nach zwei Schlachten bei Detmold und an der Hase 783. Jetzt beugte sich auch Widukind der Macht Karls. Er erschien 785 zu Attigny in der Champagne an Karls Hoflager und ließ sich taufen. Doch blieb die Ruhe im Sachsenlande noch lange gefährdet. Erst als Karl 10 000 sächsische Familien nach dem Rhein übergesiedelt hatte, war der Friede gesichert. Mit den Sachsen waren auch die bisher noch unabhängigen Friesen unterworfen und zum Christentum bekehrt worden. Beide Völkerschaften behielten ihre Gesetze, waren von Tribut befreit und hatten nur den ihnen allerdings höchst verhaßten Zehnten an die Geistlichkeit zu entrichten. Um das Christentum in ihrem Lande zu sichern, wurden acht Bischofssitze (Paderborn, Münster, Minden, Osnabrück, Bremen, Verden, Hildesheim, Halberstadt), viele Klöster und Schulen errichtet. Auch mit widerspenstigen Großen geriet Karl in Kampf. Das einzige Herzogtum, das er noch hatte bestehen lassen, war Bayern, wo Herzog Thassilo eine fast unabhängige Herrschaft führte. Thas-silo war mit einer Tochter des Desiderius vermählt und ließ sich von dieser und seinem Schwager Adelgis aufreizen, sich von Karl unabhängig zu machen und Adelgis zum Besitze des Langobardenreiches zu verhelfen. Er wurde aber von Karl wieder zur Unterwerfung gezwungen. Als sich Thassilo jetzt mit den Avaren in Ungarn verband und abermals den Gehorsam brach, wurde er von einer fränkischen Reichsversammlung wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Karl begnadigte ihn zwar, setzte ihn aber mit seiner Familie 788 gefangen in das Kloster St. Goar. Die Herzogswürdh in Bayern wurde aufgehoben und die Verwaltung des Landes einem Grafen übertragen. Jetzt wandte sich Karl gegen den Hauptfeind seines Reiches int Südosten, die Avaren. Diese waren ein den Hunnen verwandtes Volk, welches das von den Langobarden verlassene Ungarn besetzt hatte und räuberische Einfälle in die südöstlichen Grenzländer Karls unternahm. Die Avaren hatten in ihrem Lande große ringförmige Plätze durch Wälle und Gräben gesichert, in welche sie sich mit den auf ihren Raubzügen erbeuteten Schätzen zurückzogen. Karl mußte sieben Züge (791—796) gegen sie unternehmen. Endlich gelang es seinem Sohne Pippin, den Hauptring zwischen Donau und Theiß (796) zu erstürmen und die Macht der Avaren zu brechen. Unermeßliche Schätze fielen den Siegern in die Hände. Karl nahm das Land zwischen Enns und Raab als Ostmark in Besitz und legte damit den Grundstein zu Östreich. Er ließ es durch fränkische An-

4. Geschichte des Mittelalters - S. 87

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 16. Die Frauen. 87 nach Rouen bringen, während ihr fünfjähriger Sohn Childebert nach Metz entkam. Brunhilde war eine schöne, geistreiche und noch junge Frau. Merowig, Chilperichs Sohn, der entschiedene Gegner seiner Stiefmutter Fredegunde, knüpfte eine Unterredung mit ihr an: Liebe und Rache schlossen einen Bund zwischen ihnen, welchen der Bischof von Rouen einsegnete, und es drohte für Fredegunde große Gefahr. Sobald Chilperich die Verlobung vernahm, eilte er nach Rouen und erkannte zwar die eingegangene Ehe an, löste sie aber dem ungeachtet bald wieder auf. Brunhilde wurde wie eine Gefangene behandelt und erst später nach Metz entlassen. Merowig aber, von Fredegunde beschuldigt, dem König Chilperich nach dem Leben zu streben, wurde zum Priester geschoren und in ein Kloster gebracht, aus dem er zwar zu Brunhilden entwich, zuletzt aber den Mördern, welche Fredegunde gedungen hatte, in die Hände fiel. Auch Merowrgs Bruder Chlodwig, dessen Mutter Audovera und selbst Chilperich sollen durch Fredegunde ums Leben gekommen sein. Fredegunde hatte sich nach Chilperichs Ermordung in eine Kirche zu Paris geflüchtet1, und das Reich wäre für ihr Söhnchen verloren gewesen, hätte nicht ihr Schwager Guntrum des Verlassenen sich angenommen. Auch ihrem Wohlthäter trachtete sie seitdem nach dem Leben. Ihrer Stieftochter warf sie den schweren Deckel eines Kastens aus das Haupt, daß sie verschieden wäre, wenn man nicht schleunige Hilfe geholt hätte. Fredegunde starb 597 eines natürlichen Todes. Sie fand ein glücklicheres Ende als Brunhilde, obwohl sie es noch weniger verdient hatte als diese. Lothar, der Sohn Fredegundes, bekam durch feinen Stallmeister Arbo die herrschsüchtige Brunhilde in seine Hände. Man stellte sie vor Gericht und überhäufte sie mit Vorwürfen und Anklagen. Endlich setzte man die Schuldige aus ein Kamel, führte sie zum Hohn und Spott der Menge durch das Lager der Franken und band sie an den Schweif eines wilden Pferdes, welches sie zu Tode schleifte. Der verstümmelte Körper wurde verbrannt und die Asche im Kloster Autun beigesetzt. 5. Von diesen unerfreulichen Gestalten wenden wir uns zu den Frauen und Töchtern Karls des Großem Bertha, Pippins Gemahlin und Mutter Karls des Großen, war eine verständige tüchtige Frau, welche ihren Sohn zur Tugend und Rechtschaffenheit anleitete und von diesem zu jeder Zeit hochgeehrt wurde. Auf ihren Rat vermählte sich Karl (771) mit Sib ylla, der Tochter des Langobardenkönigs Desiderius; allein nach Verlaus eines Jahres

5. Geschichte des Mittelalters - S. 94

1888 - Wiesbaden : Kunze
94 Zweite Periode des Mittelalters. schlugen den älteren Bruder 841 bei Fontenaille in Burgund und verpflichteten sich 842 in Straßburg vor ihren Heeren durch einen Eid, den Ludwig vor Karls Heer in romanischer, Karl vor dem Heere Ludwigs in deutscher Sprache leistete, auch in Zukunst treu gegen Lothar zusammen zu stehen. Nach langen Unterhandlungen kam endlich zwischen den drei Brüdern der Vertrag zu Verdun 843 zustande, durch welchen das Reich in drei, von einander unabhängige Teile geteilt wurde. Lothar erhielt die Kaiserwürde, Italien mit der Hauptstadt Rom und Mittelfranken, d. H. einen Streifen Landes vom Mittelmeer bis zur Nordsee zwischen Rhein, Rhone, Maas und Schelde (Burgund und die Niederlande nebst Friesland). Ludwig bekam alles Land rechts vom Rhein (Ostfranken), wo deutsch gesprochen wurde, sowie auf der linken Rheinseite die Sprengel von Mainz, Worms und Speier. Karl der Kahle empfing Westfranken d. h. Neustrien, Aquitanien und die spanische Mark. In der Folge hieß Ludwigs Reich Deutschland, das Karls des Kahlen Frankreich. In dem letzteren bildete sich romanisches Wesen aus, in dem ersteren blieben deutsches Wesen, deutsche Sitte und Sprache gewahrt. In Italien regierte Kaiser Lothar I. (843—855) unter dem Gewissensdruck, den er wegen des unnatürlichen Verfahrens gegen seinen Vater empfand. Als er 855 die Regierung niederlegte und in das Kloster Prüm ging, wo er bald nachher verschied, wurde sein Land von seinen drei Söhnen geteilt, die aber auch nur kurze Zeit regierten, sodaß sein Stamm schon 875 ausstarb. Ludwig Ii. (855 — 875) erhielt Italien und die Kaiserwürde, Lothar Ii. das Land zwischen Frankreich und Deutschland, das nach ihm den Namen Lothringen bekam, Karl (f 863) die Provence. Als Lothar Ii. 869 starb, begann um den Besitz Lothringens (der tausendjährige) Streit zwischen den beiden Nachbarländern Frankreich und Deutschland. Derselbe wurde im Vertrag zu Mer sen 870 zunächst dadurch beigelegt, daß das Land der Sprachgrenze entsprechend geteilt wurde: Karl der Kahle bekam den westlich der Maas gelegenen Teil, sein Bruder Ludwig (der Deutsche) den östlichen Teil: das Bistum Metz, das Elsaß, Trier, Aachen, Köln. Nach dem Tode Ludwigs Ii. (875) empfing Karl der Kahle in Italien die Kaiserkrone und regierte als Karl Ii. bis zu seinem Tode 877. In Frankreich herrschten die Karolinger noch 144 Jahre. Wie würdig sie der Regierung waren, zeigen sowohl die ihnen beigelegten Spottnamen Karl der Kahle, Ludwig der Stammler, Karl der Ein-

6. Geschichte des Mittelalters - S. 95

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 18. Die Karolinger. 95 faltige, Ludwig der Faule, als auch der Umstand, daß'sie fast alle eines unnatürlichen Todes starben. Sie waren an Körper und Geist schwache, unthätige Regenten, welche weder die widerspenstigen Großen ihres Landes, noch die einfallenden Normannen bezwingen konnten. Im Jahre 879 trennte sich Niederburgund (Provence, Dauphins, Lyonnais) unter Graf Boso von Frankreich, 888 Hochburgund (Savoyen und ein großer Teil der Schweiz) unter Graf Rudolf, dessen Sohn Rudolf ü. beide Teile 933 zu dem arelatischen Königreich verband. Als Karl der Dicke 887 in Deutschland als Kaiser abgesetzt wurde, führte zunächst der Sohn eines deutschen Kriegsmannes, Odo von Paris, ein tapferer Kämpfer gegen die Normannen, in Frankreich die Regierung, die dann an den Karolinger Karl den Einfältigen zurückfiel. Dieser belehnte 911 den Normannenführer Rollo (als Christ Robert genannt) mit der Normandie (§. 21, 3), worauf die Normannen das Christentum annahmen. Odos Enkel Hugo Kapet, Herzog von Franzien, bemächtigte sich 987 der französischen Krone und begründete die Herrschaft der Kapetinger (987—1328) in Frankreich. In Deutschland regierten die Karolinger bis 911. Ludwig der Deutsche (843 — 876) war ein tapferer König. Seine Regierung füllen Kämpfe mit den räuberischen Normannen, welche aus Skandinavien kamen und die Küstenländer des Reiches brandschatzten, mit slawischen Völkern und unruhigen, aufrührerischen Vasallen; denn schon erhob sich in Deutschland die Macht der Herzöge im Gegensatz zu der des Königs. Als er (876) .starb, folgten seine 'Söhne, die sich gegen die Übergriffe ihres französischen Oheims siegreich verteidigten. Leider starben die beiden tüchtigsten rasch nacheinander, und nun regierte Karl der Dicke 876—887 allein, welcher nach dem Aussterben des lotharischen Stammes und während der Minderjährigkeit Karls des Einfältigen noch einmal fast das ganze fränkische Reich (884—887) vereinigte und seit 881 als Karl Iii. auch römischer Kaiser war. Aber da er den Angriffen der immer kühner werdenden Normannen nicht gewachsen war, ihnen sogar Tribut bewilligte und den deutschen Reichsständen , welche ihn aufforderten, sich auf Deutschland zu beschränken, nicht nachgab, so wurde er 887 auf dem Reichstage zu Tribur unweit Mainz abgesetzt und die Krone dem Herzog Arnulf von Kärnten, einem Enkel Ludwigs des Deutschen, übertragen. Karl starb 888 in Dürftigkeit auf der Insel Reichenau im Bodensee. Arnulf 887 — 899 war ein tüchtiger Streiter; er griff die Normannen

7. Geschichte des Mittelalters - S. 96

1888 - Wiesbaden : Kunze
96 Zweite Periode des Mittelalters. die sich in den Niederlanden festgesetzt hatten, in ihrem festen Lager bei Löwen 891 an und bereitete ihnen eine so vollständige Niederlage, daß ihre Einsälle in das Reich in der Folge unterblieben. Ebenso besiegte er den mährischen Herzog Zwentibold (Swatopluy, der Böhmen an sich gerissen hatte, mehrere Male. Dazu hatte er sich der Hilfe der U n g a r n oder Magyaren, eines finnischen Nomadenstammes , bedient, der sich zwischen Donau und Karpaten niederließ und bald ein neuer gefährlicher Feind für das deutsche Reich wurde. Arnulf eilte auch zweimal nach Italien, wo er sich zum Oberherrn des Landes machte. Auf dem zweiten Zuge (895) empfing er in Rom die Kaiserkrone. Krank aus Italien zurückgekehrt, starb er 899. Ihm folgte sein sechsjähriger Sohn Ludwig das Kind 899—911, für den der Erzbischof Hatto von Mainz die vormundschastliche Regierung führte und mit strenger Hand die Ordnung im Reiche zu wahren suchte. Denn es war eine schlimme Zeit, und man wandte mit Recht aus Deutschlands Lage den Spruch des weisen Salomo an: „Wehe dem Lande, des König ein Kind ist." Die alten Reichsfeinde, die Dänen und Slawen, beunruhigten die Grenzländer, die Ungarn brachen nach Art der Hunnen von Osten her ein, suchten Bayern und Schwaben wiederholt grausam heim und zogen verheerend bis Thüringen und Sachsen. Im Innern herrschte Zügellosigkeit und blutige Fehde unter den Großen. Diese rissen die Krongüter an sich und übten unumschränkte Gewalt. Die von Karl dem Großen abgeschaffte Herzogswürde tauchte wieder auf, und es bildeten sich die Herzogtümer Sachsen, Franken, Lothringen, Schwaben und Bayern. Mit dem Tode Ludwigs Ii. erlosch 911 das Karolingerhaus in Deutschland. §. 19. lonmtf I. uon Imnreii 911 — 918. Die färsistfrfieii Kaiser 919—1024. 1. Konrad I. von Franken 911—918. Nach dem Tode des letzten deutschen Karolingers traten die Herzöge von Sachsen und Franken mit andern Großen des Reiches zu Forchheim an der Rednitz zusammen, um dem Reiche ein neues Oberhaupt zu geben, das die Macht besitze, dasselbe gegen innere und äußere Feinde zu schützen. Seitdem blieb Deutschland ein Wahlreich bis zu seiner Auflösung 1806, und erst im Jahre 1871 wurde die Kaiserkrone wieder erblich. Der mächtige Herzog Otto der Erlauchte von Sachsen lehnte die ihm angetragene

8. Geschichte des Mittelalters - S. 98

1888 - Wiesbaden : Kunze
98 Zweite Periode des Mittelalters. Mit Heinrich begann die Reihe der trefflichen Kaiser aus dem sächsischen Hause*). Sie führten ihre Herkunft auf einen Nachkommen Widukinds, Ludolf, zurück, den Ludwig der Deutsche zum Herzog von Sachsen erhoben hatte. Einer von dessen Söhnen, Brun, wird als der Gründer Braunschweigs angesehen und fiel 880 gegen die Normannen, der andere war Otto der Erlauchte, der mit Hedwig, einer Tochter Ludwigs des Deutschen, vermählt und der Vater Heinrichs war. Heinrich war von kräftiger Körpergestalt und vereinigte Klugheit mit kriegerischer Tüchtigkeit und königlicher Würde. Er war vermählt mit der Tochter eines sächsischen Edeln, Mathilde (ß. 23, 2), die ihre Abstammung ebenfalls auf Widukind zurückleitete. Heinrich war von der großen Aufgabe, die ihm gestellt war, durchdrungen, und indem er die Herzöge von Schwaben, Bayern und Lothringen wieder zur Anerkennung feiner Oberhoheit brachte, die Macht des Reiches im Innern stärkte und die äußeren Feinde besiegte, wurde er der Wied er-Hersteller des deutschen Reiches. Zunächst wurde Herzog Bur-chard von Schwaben 920 zur Unterwerfung gezwungen, dann gewann er den Herzog Arnulf von Bayern durch mündliche Vorstellungen bei einer Zusammenkunft in Regensburg. Den Herzog Giselbert von Lothringen, der einst als Flüchtling bei ihm geweilt hatte, zog er aus den Wirren in Frankreich ebenfalls auf friedliche Weise 925 zum Reiche zurück und vermählte ihm seine Tochter Gerbercha. Nun konnte er seine volle Kraft auf die Kämpfe mit den Slawen und Ungarn verwenden. Die Ungarn waren wegen ihrer trefflichen Bogenschützen, ihrer unbesiegbaren Tapferkeit und ihrer unbeschreiblichen Raubgier allgemein gefürchtet. In den ersten Jahren der Regierung Heinrichs blieben sie innerhalb ihrer Grenzen. Aber *) Stammtafel des sächsischen und fränkischen Kaiserhauses. Ludolf, Herzog von Sachsen. Brun i 880. Otto der Erlauchte t 916 ____________________1. Heinrich I. f 936._____________________ L. Otto I. f 973. Heinrich v. Bayern f 955. Bruno, --------------------------------------—-----------------, | Erzb. v. Köln. Ludolf. Luitgard, 3. Otto Ii. f 983. Heinrich d. Zänker f 955. f 956. verm. ankonradv.lothringen | 4. Otto m. f 1002. 5. Heinrich Ii Otto v. Kärnten. d. Heilige f 1024 Heinrich in Franken. Bruno — Gregor V., der erste deutsche Papst (996—999). 6. Konrad der Salier f 1039. I 7. Heinrich Hi. + 1056. I 8. Heinrich Iv f 1106. Konrad f 1101. 9. Heinrich V + 1125.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 99

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 19, 2. Heinrich I. 99 924 brachen sie aufs neue gewaltsam und grausam in das deutsche Reich ein. Heinrich gelang es, einen ihrer Hauptanführer gefangen zu nehmen; er erzwang sich dadurch einen neunjährigen W a f f e n st i l l -stand, verpflichtete sich aber zu einem jährlichen Ehrengeschenk. Diese Zusage wurde gehalten, die Zeit der Waffenruhe aber dazu benutzt, feste Plätze zu schaffen und kriegstüchtige Streiter zu bilden; denn nur am Rhein und an der Donau, wo vor Zeiten die Römer geherrscht hatten, gab es eigentliche, durch Wall und Graben befestigte Städte. Jetzt erst wurden in Sachsen und Thüringen Burgen errichtet, aus welchen später Städte entstanden, wie Merseburg, Meißen, Quedlinburg, Goslar rc. Die Burgen wurden so geräumig angelegt, daß bei feindlichen Überfällen das anwohnende Landvolk aufgenommen werden konnte. Jedesmal der neunte Mann von der durch verliehene Ländereien kriegspflichtig gemachten Bevölkerung sollte in die Stadt ziehen, daselbst wohnen und sich von den auf dem Lande Zurückgebliebenen ein Drittel der Ernte zur Aufspeicherung abliefern lassen, damit es in Zeiten der Not nicht an Mundvorrat mangele. So wurde Heinrich zum „Städteerbauer". Außer dem Heerbanne, der nur zu Fuße kämpfte, bedurfte es den berittenen Ungarn gegenüber einer tüchtigen Reiterei. Eine solche einzurichten war Heinrichs zweite Sorge. Nach diesen Vorkehrungen führte er mehrere Kriege gegen slawische Völkerschaften. Er überschritt die Elbe, besiegte die Haveller 927 an der Havel, nahm ihre Hauptstadt Brannibor ein und machte ihren Fürsten tributpflichtig. Gegen neue Einfälle errichtete er die Markgrafschaften Nordsachsen (später Altmark genannt) und Meißen, in die er Markgrafen als Richter, Heerführer und Grenzwächter einsetzte. Ebenso zwang er die Böhmen zur Tributzahlung. Als der Ablauf des Waffenstillstandes mit den Ungarn nahte, erschien eine ungarische Gesandtschaft, um das jährliche Ehrengeschenk zu fordern. Heinrich -entließ sie mit harten Worten, und die Gesandten entfernten sich mit furchtbaren Drohungen. Schon im folgenden Jahre (933) zogen die Ungarn in zwei Heerhaufen heran. Die Deutschen waren aber jetzt auf den Reiterkampf eingeübt, und die Ungarn konnten sich ihnen nicht mehr durch schnelle Flucht auf ihren leichten Rossen entziehen. Der eine Heerhaufe wurde von den Sachsen und Thüringern teils ausgerieben, teils zersprengt, der andere, der daraufhin die Belagerung von Merseburg aufgab, wurde von Heinrich 933 „auf dem Ried" bei Merseburg (vielleicht Rietheburg an der Unstrut) so vollständig geschlagen, daß Deutschland nun 22 Jahre von den Einfällen der

10. Geschichte des Mittelalters - S. 102

1888 - Wiesbaden : Kunze
102 Zweite Periode des Mittelalters. Im Norden waren die Dänen unter ihrem König Harald Bl au zahn in Schleswig eingefallen. Otto trieb sie zurück und eroberte 947 Jütland bis zum Simfiord, wo er an dem (wahrscheinlich nach ihm benannten) Ottensund die Nordgrenze seines Reiches dadurch bezeichnete, daß er seine Lanze in das Meer schleuderte. Die Mark Schleswig wurde wieder hergestellt und der Dänenkönig zur Annahme des Christentums genötigt; zur Verbreitung christlicher Kultur wurden die Bistümer Schleswig, Ripen und Aarhus errichtet. Unruhen ilt Atalien gaben Otto Veranlassung, auch in die Verhältnisse dieses Landes bestimmend einzugreifen. Nach dem Tode Arnulfs in Deutschland hatte sich Hugo von Niederburgund, der mütterlicherseits mit Lothar Ii. verwandt war, des Thrones in Italien bemächtigt und seinen Sohn Lothar zum Mitregenten ernannt, welcher sich mit Adelheid, der Tochter Rudolfs Ii. von Burgund, vermählt hatte. Gegen diese erhob sich Markgraf Berengar Il von Jvrea in Piemont, ein Nachkomme einer Tochter Ludwigs des Frommen. Hugo wurde überwunden und fein Sohn wahrscheinlich vergiftet. Nun wollte Berengar Lothars Witwe Adelheid (§• 23, 3) zwingen, sich mit feinem Sohne Adalbert zu vermählen, den er zum Mitregenten hatte krönen lassen. Als Adelheid sich dessen weigerte, kerkerte Berengar die schöne Witwe in einem Schlosse am Gardasee ein. Allein ihr treuer Kaplan grub einen Gang unter den Mauern des Schlosses zum Kerker der Königin und brachte sie zu ihrem Vetter, dem Grasen Azzo, auf das Schloß Canossa. Als Berengar dieselbe auch in diesem Zufluchtsort bedrängte, begab sich der treue Kaplan Martin mit einem Schreiben Adelheids zu Otto I., worin sie denselben in ihrer Not um Beistand ersuchte. Dtto-folgte 951 dem Rufe, überstieg die Alpen, besiegte den aufrührerischen Markgrasen und ließ sich als König der Langobarden huldigen. Da feine Gemahlin, die Angeljachsin Editha (§.23, 3), 947 gestorben war, so vermählte er sich jetzt mit Adelheid. Doch belehnte er den Markgrafen großmütig mit dem Königreiche, nachdem ihm Berengar 952 Treue geschworen hatte. Otto mußte jetzt eilig nach Deutschland zurück, denn fein Sohn Ludolf, der mit des Vaters Heirat unzufrieden war, hatte sich in Verbindung mit feinem Schwager Konrad von Lothringen gegen Otto aufgelehnt. Beide wurden 954 besiegt und verloren ihre Herzogtümer. Ludolf föhnte sich jedoch mit feinem Vater bald wieder aus, blieb treu und vertrat ihn später in wichtigen Angelegenheiten.
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